Neue Nistkästen warten auf Bewohner

Später als sonst haben Vereinsfreunde oft selbst gefertigte Herbergen für gefiederte Gesellen im Bornwald angebracht. Sie haben aber noch keine besetzten Vogelhäuschen vorgefunden.

Von Matthias Degen Börnichen – „Das ist bereits unser dritter Anlauf, nachdem uns der Winter so lange im Griff hatte und an einen Waldgang einfach nicht zu denken war“, resümiert Andreas Glück den verzögerten Frühling aus eigener Sicht. Bereits seit sieben Jahren trifft er sich vor der Brutzeit der einheimischen Singvögel mit seinen Züchterfreunden vom Erzgebirgischen Verein Ziergeflügel-, Exoten- und Kanarienzüchter Börnichen und Umgebung auf der Großolbersdorfer Höhe, um den Fußmarsch in Richtung Bornwald anzutreten.
Ausgerüstet mit langen Stangen, Markierungsschildern und neuen Nistkästen ging es auch am Sonnabend per Fuß in Richtung Talsperre, um defekte Nistkästen auszuwechseln, neue zu installieren oder noch verwendbares Material zu säubern und vor Ort kleine Reparaturen vorzunehmen. „So spät wie in diesem Jahr waren wir noch nie dran“, pflichten ihm auch seine neun Mitstreiter bei. Doch die Natur hat ihre eigenen Gesetze, und Meise, Kleiber, Fink oder das Rotkehlchen sind ein Teil von ihr. Denn zu spät kommen die Naturfreunde nicht: Keines der Vogelhäuschen ist bislang bewohnt.
Mit von der Partie sind die Kinder Maybrit, Noa und Joas, denen Andreas Glück die einzelnen Nistkästen erklärt. Denn nach der Lebensweise der gefiederten Gesellen richtet sich der Zugang ins neue Heim. Während Höhlenbrüter wie der Kleiber ein kleines Einstiegsloch bevorzugen, muss die Nistkastenöffnung für die Halbhöhenbrüter, zu denen beispielsweise die Bachstelze gehört etwas größer beschaffen sein. „Und damit auch Baumläufer den Weg ins neue Heim finden, ist das Loch ganz unmittelbar am Baumstamm. „Denn von dort kommen die paarungsfreudigen Tiere“, erklärt der Grundschullehrer den drei neugierigen die Kästen. Seine Schüler in Grumbach waren es, die gemeinsam mit ihren Vätern einen Teil der neuen Herbergen gebaut haben. Die Mädchen und Jungen sind begeistert bei der Sache und lernen dabei viel über die Vögel in freier Natur. „Wir hatten Ähnliches auch Kindergärten und Grundschulen in der Region hier angeboten, doch leider blieb die Resonanz darauf seitens der Erzieher und Lehrer aus“, wundert sich das Vorstandsmitglied.
„Das Interesse scheint allgemein eher privater Natur zu sein“, resümiert der 48-Jährige mit einem bitteren Lächeln. Denn Jahr für Jahr würden im Revier zwischen Kalter Küche und Schwarzem Teich Nistkästen gestohlen, um dann in Kleingärten Verwendung zu finden. Der Bornwald ist schließlich ein beliebtes Wandergebiet, doch auch andernorts fehlen im Frühjahr oft alle Nistkästen. Das sei nicht allein wegen der mühsamen ehrenamtlichen Arbeit ärgerlich. Denn schon im Mai treffen sich die Börnichener Vereinsfreunde wieder im Wald, kontrollieren die Brutbestände und registrieren so den Tierbestand.
Fehlen dann schon erste Nistkästen, sei das Ergebnis natürlich ungenau. Den letzten Waldgang im Jahr gibt es im September. Dann ist der Nachwuchs flügge, die Kästen sind unbewohnt und werden vom Nistmaterial befreit. Derzeit zählt der 1960 gegründete Verein in Börnichen 35 Mitglieder, und die Betreuung der Nistkästen im Bornwald ist nicht eigentlicher Inhalt ihrer Satzung. „Wir haben die Arbeit von den Großolbersdorfer Ornithologen übernommen, deren Altersstruktur keine Aktivitäten dieser Art mehr zuließ“, so Andreas Glück.

Naturschutzarbeit
Aus FP Lokalteil ZP, MAB Montag, 15.April 2013 S. 11

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