Meistersänger der Kanarien gekürt
Sachsenmeisterschaft der Kanarienzüchter gut besucht - Tenor und Bass im Wettstreit
WALDKIRCHEN (SW).
Dass es bei den Meistersängern unter
den Vögeln- den Kanarien- Tenöre und Bässe gibt, ein "Li-Li-Li" nicht so hoch
dotiert wird wie ein "Rol-Rol-Rol", konnten die vielen Besucher der
Sachsenmeisterschaft der Kanarienzüchter am Wochenende im Gasthof Oberwaldkirchen unter
fachkundiger Führung erkennen. Die Preisrichter kürten bereits am Mittwoch die besten
Sänger, die schönste Farbgebung , die tollste "Frisur" und Gestalt.
Bei den Gesangsvögeln käme es auf möglichst tiefe Tonlagen an, so der
Preisrichter und 2. Vorsitzende des Landesverbandes Norbert Schramm. Eine halbe Stunde
werden die Kanarien dem Preisrichter vorgeführt und müssen ihr Lied vortragen.
Dass das
nicht immer auf Bestellung klappt, bewies ein Vogel, der sich strikt weigerte, einen Ton
von sich zu geben. Bedauerlich für den Züchter, der lange Zeit mit ihm trainiert hat.
Doch Lampenfieber ist nicht nur ein menschliches Privileg. Die Bässe, die nicht nur
"I" sondern auch "A, O und U" "sagen" können, sind die
Meister ihres Faches. Gesangskanarien sind sehr pflegeaufwendige und empfindliche Tiere,
Zugluft oder zu langes Singen lässt sie heiser werden und beeinträchtigt die Stimme.
Deshalb werden sie in dunklen Behausungen gehalten. Zwei bis drei Mal am Tag erhalten sie
Licht, dann wird auch sofort losgeträllert.
Bei Farbkanarien wurde der gelb-weiß-roten Farbe entweder braun oder
schwarz "eingekreuzt". Bei aufgehellten Sorten verschwindet die dunkle Farbe
völlig, ist nur noch an den Augen zu sehen. Mischlingskanarien zeigen, wie immer mehr die
Form und Gestalt eines Wildvogels, meist Fink oder Zeisig, übertragen wird. Diese
Züchtung sei sehr schwer, so der Preisrichter. Oftmals bekomme der Züchter eher graue
Haare, als der gewünschte Zuchterfolg eintrete.
Lange blieben die Besucher auch bei der chinesischen Zwergwachtel stehen,
dem kleinsten Hühnervogel der Welt. Aus den Eiern des zehn Zentimeter großen Vogels
schlüpfen hummelgroße nestflüchtende Küken, die ihren Eltern schon hinterherlaufen.
Eine sehr possierliche Sache.
Viel Wissenswertes über Vogelzucht konnte man bei dieser Ausstellung
erfahren. Betont wurde aber immer wider, dass mit diesen Züchtungen natürliche Bestände
aufgefrischt werden, da die natürlichen Lebensräume der Vögel immer weiter
zurückgehen, also der Naturschutzgedanke im Vordergrund steht. Ausstellungen vor der
Wende zogen etwa 9000 Besucher an. Davon könne man natürlich jetzt nur noch träumen, so
Schramm. Doch wenn man auf 1000 bis 1500 komme, wäre das schon ein Erfolg. Das Interesse
der Bürger nehme langsam wieder zu, aber hohe Saalmieten in Großstädten könne man
nicht bezahlen, so dass man auf Landgasthöfe ausweichen müsse, die leider nicht so ein
Besuchermagnet seien.
Aus Freie Presse 23.11.92 Lokalteil ZP