Regenwaldflair im Gasthof Oberwaldkirchen
Bunte Exoten locken Besucherschar nach Waldkirchen
WALDKIRCHEN (KHF): Vogelgezwitscher wie in südlichen
Gefilden erfüllte am Wochenende den Festsaal im Oberwaldkirchener Gasthof. Mit viel Mühe
und Liebe haben die Mitglieder des Erzgebirgischen Ziergeflügel-, Exoten- und
Kanarienzüchtervereins Börnichen und Umgebung ihre Exoten- und Zuchtvögelausstellung
vorbereitet. Schon am Freitag waren über 500 Gäste gekommen, um die Tiere zu bewundern.
Einheimische Feldornithologen konnten dabei mit ihrem Fachwissen nicht viel anfangen. Auch
sie mussten die Namensschilder der etwa 80 Vögel studieren.
In Ostafrika beheimatete Dreifarbenglanzstare, Buschwaldsittiche,
Pflaumenkopfsittiche, Mohrenkopfpapageien, Halsbandsittiche, Sonnenvögel,
Diamanttäubchen und viele andere Exoten gaben der Schau die Würze. Die Schauvögel waren
in neuen Volieren untergebracht, die die Vereinsmitglieder an mehreren Tagen gebaut
hatten. Die alten Vogelunterkünfte waren über 30 Jahre in Gebrauch und hätten nun
ausgedient, sagte Werner Scheffler aus Zschopau.
Bei Exoten zählt für den Züchter die Nachzucht als Erfolg, meinte der
Waldkirchener Bernd Süß. Die äußeren Merkmale dürfen sich nicht wesentlich von denen
wild lebender Arten unterscheiden. Das war nicht immer so. Noch vor Jahren waren
herausgezüchtete Merkmale gefragt, die durch entsprechende Zuchtauswahl erzielt werden
können.
Für die Börnichener Exotenfreunde sei allerdings wichtig,
dass die
Vögel stets artgerecht gehalten werden. Wie Vereinsvorsitzender Andreas Glück schon
immer unterstrich, müsse die Arbeit hinsichtlich der Naturschutzgesetze
"sauber" sein. "Wir wollen nichts mit Vögeln zu tun haben, die durch das
Artenschutzabkommen von der Ausfuhr aus dem Heimatland des Tieres ausgeschlossen
sind", so Glück. Die in der Ausstellung gezeigten Vögel stammen nach den Worten der
Vereinsmitglieder alle aus Nachzuchten.
Die Gäste erfreuten sich hauptsächlich an der Schönheit der Tiere. Bei
Experten begannen beim Anblick der Kanarienvögel die Augen zu leuchten. Der
ursprüngliche Kanarienvogel sei mit dem einheimischen Grünfink vergleichbar. Er wäre
lediglich etwas farbenfroher und größer, erläuterte Scheffler. Kanarienvögel
entstanden aus der Kreuzung ursprünglicher Kanarienvögel mit Finkenvögeln. Der Züchter
kombiniere bewusst die Paarungen, um bestimmte Zuchtqualitäten herauszubilden, plauderte
er aus dem Nähkästchen. Alle Kombinationsmöglichkeiten ließen sich auf drei Grundtypen
zurückführen, bei denen Gesang, Farbenpracht und Gestalt dominierten. Etwa 200 derartige
Züchtungen waren zu sehen. Nur Fachleute vermochten zu beurteilen, welchen
"Züchterweg" die einzelnen Tiere eingeschlagen haben.
"Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, muss man sich intensiv mit
Fachliteratur beschäftigen", sagte Süß. Das beginne schon mit dem Wissen um das
Punktesystem, wonach die Preisrichter Zuchtmerkmale bewerten.
Die glücklichste Hand hatte in Waldkirchen Günter Heidenreich, der unter
anderem mit sogenannten Mischlingen und Melaninkanarien die meisten Preis holte. Auch Gerd
Gläser aus Zschopau und Werner Scheffler sahnten ab. Doch nicht die Preise sind nach
Meinung der Aussteller am wichtigsten, sondern gesunde Tiere und die Freude am Hobby.
Aus Freie Presse 4.11.97 Lokalteil ZP