Gelungene Zucht des Dünnschnabelgirlitz´ (Dendrospiza citrinelloides)

Beschreibung
Länge 12- 13 cm, Männchen oberseits bis auf den Nacken olivgrün, Girlitz typischer gelber Oberaugenstreifen, graue bis schwarze Gesichtsmaske, Kehle weißlich gestrichelt, Bauch gelb mit vereinzelter schwarzer Strichelung, Flanken ebenso, hornfarbener Schnabel, Weibchen insgesamt blasser, Brust und Flanken mehr ins grüne gehend. Gesang ist Girlitz typisch und ähnelt dem vom Mosambikgirlitz, jedoch in der Klangfarbe abgerundeter und nicht so hart wie Mosambikgirlitz, Rufe sind glashell und spitzsilbig.

Herkunft
Lebt in Äthiopien und dem Süd-Sudan sowie im Gebiet des Kiwusees in offener Gartenlandschaft. Brütet in der Natur in Büschen oder niedrigem Baumgezweig.

Erwerb der Vögel
Seit einigen Jahren wird der Dünnschnabelgirlitz häufig eingeführt, jedoch nicht in solchen Mengen wie z.B. der Mosambikgirlitz. Ich erwarb 2001 ein Pärchen von einem ansässigen Vogelhändler. Leider verendete bereits eine Woche danach der vermutliche Hahn (es handelte sich um ziemlich junge Tiere, sodass die Geschlechtsmerkmale noch nicht voll ausgezeichnet waren), also holte ich mir einen neuen Hahn. Die Vögel waren sehr verträglich und schienen untereinander zu harmonieren, sodass ich annahm es sei ein Paar.

Haltung und Zucht
Nach einem Sommer in der Freivoliere von 12x4x2 Metern, wo das Paar zusammen mit einem Paar Rebhühnern untergebracht war, hatten die Girlitze ihr volles adult Gefieder durchgemausert und ich konnte deutliche Farbdifferenzen erkennen. Mit der festen Überzeugung ein Paar zu besitzen, sperrte ich die Vögel in eine Box von 1x1x0,5 m im beheizten Zuchtraum. Es dauerte nicht lange da begannen erste Aktivitäten zum Nestbau. Ich bot den Vögeln zwei Nisthilfen an, ein Kanarienkörbchen mit reichlich Grün getarnt und ein Holzkaisernest ebenfalls mit künstlichem Grün verblendet. Da ich tagsüber nicht zuhause war konnte ich den Nestbau nicht weiter beobachten, als ich einige Tage später abends kontrollierte hatten die Vögel das Nest innerhalb von nur einem Tag fertiggebaut. Ich bemerkte dass nur der angebliche Hahn am Nest zu Gange war und das Weibchen keinerlei Aktivitäten zeigte. Auch machte mich stutzig, dass ich nie irgendeinen Gesang hörte, immer nur diese spitzen Lockrufe. Am nächsten Morgen saß der vermeintliche Hahn im Nest und als dieser beim Füttern das Nest verlies lag das erste Ei im Nest. Was war geschehen? Der Hahn - doch eine Henne? Es war auch so, das eine Ei, was gelegt worden war, war leer und keiner von den Girlitzen sang. Ich ließ das Weibchen dennoch brüten, wenngleich auch auf einem leeren Ei. Derselbe Ablauf passierte noch weitere zwei Male in dem Jahr. Ich kaufte mir dann im Herbst 2003 noch einen Hahn vom Vogelhaus Bürgel in Uthleben. Dieser Vogel war deutlich als Hahn zu erkennen, denn er hatte einen intensiv gelben Bauch, nach 3 Wochen sperrte ich ihn zu den 2 Hennen in die Box. In den darauffolgenden Tagen beobachtete ich wie er sich viel mit dem einen Weibchen beschäftigte und ich entfernte das zweite aus dem Käfig. Wenige Tage später ließ er erstmalig seinen Gesang hören was mich zuversichtlich machte, zumal die Vögel verstärkt mit Nistmaterial im Schnabel zu sehen waren. Der Hahn fütterte auch gelegentlich sein Weibchen und am 26.12.2003 war das Nest fertig, also 2 Wochen nach dem Einsetzen des Hahnes zu den Weibchen, am nächsten Tag lag das erste Ei im Kaisernest. Es folgte am darauffolgenden Tag noch ein Ei, und die Henne begann auf zwei Eiern zu brüten. 14 Tage danach schlüpften aus ihnen 2 Junge worauf aber eines 3 Tage danach tot im Nest lag, das andere hatte jedoch einen vollen Kropf und war auch schon deutlich größer als das verendete. Nach 14 Tagen an denen beide Elterntiere gefüttert hatten flog der Jungvogel aus. Bereits nach 9 Tagen nahm er selbstständig das angebotene Keimfutter auf wurde jedoch weiterhin vom Hahn gefüttert, da das Weibchen bereits wieder am Ausbessern des Nestes war. 18 Tage nach dem Ausfliegen setzte ich den Jungvogel ab. Das Weibchen hatte inzwischen schon wieder 2 Eier gelegt welche auch befruchtet waren und brütete wieder.

Ernährung
Meine Dünnschnabel-, Weißbauch- und Schwefelgirlitze erhalten eine Futtermischung welche ich selbst zusammenstelle.
2 Teile Hungenberg Waldvogel III
1 Teil Exotenfutter
1 Teil Knaulgras
0,5 Teile Nachtkerze/Zichoriensamen
Zur Jungenaufzucht gebe ich dieser Mischung noch einen Teil Perilla hell zu. Weiterhin steht Blaumohn, Foniopaddy, Vogelkohle, Mineralgrit, Klaus Taubenstein sowie einmal wöchentlich ein Naschnapf voll Nekton Tonic K zur freien Verfügung. Als Keimfutter gebe ich Hungenbergs Keimfutter für Zeisige und Girlitze. Diese Keimfuttermischung wird von meinen Girlitzen und Neuweltzeisigen am liebsten genommen. Ich setze dem Keimfutter Spirulinaalgen Pulver und Eifutter von Witte Molen zu, sowie im Wechsel, Vitakalk, Korvimin ZVT und Bierhefe.

Vitamine
Übers Trinkwasser verabreiche ich im wöchentlichen Wechsel das Multivitaminpräparat pro-Vit, Vitamin B, oder Miral (ein flüssiges Mineralstoffpräparat) von Blattner. Kurz vor dem Absetzen der Jungvögel gebe ich dem Trinkwasser das Präparat Liviferm von Blattner zu, was einer Stabilisierung der Darmflora sehr dienlich ist.

Grünfutter
Meine Vögel erhalten in erster  Linie Chicorée, da ich mir dabei sicher sein kann, dass dieses Grünzeug unbehandelt ist- zum Teil erhalten sie im Sommerhalbjahr Vogelmiere, wenn ich sie aus sichere Quelle beziehen kann. Weiterhin gebe ich Löwenzahnblätter und deren Samenstände frisch sowie gefrostet. Saisonal füttere  ich alles was an Gräsern und Samenständen zu sammeln ist. Getrocknete Beifußrispen sowie Rainfarn werden über das ganze Jahr gereicht, ebenso rote Kolbenhirse und zur Zuchtvorbereitung auch halbreife rote Kolbenhirse welche auch intensiv an die Jungvögel verfüttert wird.

Schlusswort
Ich hoffe das in Zukunft noch mehr Züchter gefallen an diesem wunderschönen Girlitz finden und versuchen ihn nachzuzüchten, denn eins ist klar, auch wenn wir es nicht recht wahrhaben wollen irgendwann wird es einmal keine Naturentnahmen mehr geben und dann wäre es wünschenswert wenn diese Vögel bereits einen sicheren Platz in unseren Volieren haben.

Marco Weigelt, Scheibe 49 b, 09429 Schönbrunn Ebenfalls erschienen in "Gefiederte Welt" 02/2005

Literaturnachweis: Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeißer Ulmer Verlag H. Bielfeld 2003

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