Erfahrungen mit der Rotbauchniltava (Niltava sundara)

Verwandtschaft
Die Rotbauchniltava gehört zu den Schnäppern und ist eng mit der Feen Niltava (N. marcgrigoriae) und der Kobaltniltava (N. grandis) verwandt. Bekannter als die beiden zuletzt genannten sind bei uns jedoch der Braunbrüstige Blauschnäpper (Cyornis tickelliae), der Blaukehlschnäpper (C. rubeculoides) und der Bergblauschnäpper (C. banyumas), die bereits in der GW 8/2004 vorgestellt wurden. Alle gehören jedoch der Familie Muscicapidae (Sänger) an und teilen das gleiche Verbreitungsgebiet.

Verbreitungsgebiet
Das Verbreitungsgebiet der Rotbauchniltava erstreckt sich von Pakistan im Himalaja östlich bis SW China und N Burma.

Lebensraum
In ihrem Lebensraum bewohnt die Rotbauchniltava das Unterholz der Wälder und sucht dort vorwiegend Insekten von Blättern und Zweigen ab. 

Erwerb/ Allgemeines
Meine Rotbauchniltavas erwarb ich, vor dem Importverbot wegen der Vogelgrippe, bei dem Zoohändler Marco Weigelt in Schönbrunn und einem mir gut bekannten Züchter aus Zwickau. Diese Vögel wurden zur damaligen Zeit noch einigermaßen regelmäßig im Handel angeboten und stellten die am häufigsten eingeführte Art dar. Sie bestechen einen durch ihr prächtiges Aussehen und werden schnell zutraulich. Zur Beschreibung der Geschlechter brauche ich an dieser Stelle nichts zu sagen, da die Bilder aussagekräftig genug sind.

Unterbringung
Die Vögel leben bei mir ganzjährig in einer geräumigen Freivoliere mit den Maßen 4m x 4m x 2m. Ein beheizter Innenraum ist nicht vorhanden, wohl aber ein geeigneter Schutzraum. Die Voliere ist dicht bepflanzt und mit reichlich Koniferenzweigen ausgestattet. In den Zeiten außerhalb der Brut halte ich die Vögel getrennt aber mit Sicht- und Rufkontakt. Es erweist sich als günstiger gegenüber einer kompletten Trennung, wenn man die Tiere im Frühjahr wieder zusammen führt.

Brut
Zu Beginn der Brutsaison lasse ich meine bis dahin getrennt lebenden Vögel zusammen. Dabei ist ein genaues Beobachten der Tiere unbedingt erforderlich, um Verluste zu vermeiden. Ich wähle dazu stets ein Wochenende, da ich berufstätig bin und über die Woche keine Zeit habe. Die Brutzeit beginnt, je nach Wetterlage, in der Regel Mitte April und endet Mitte Juli. Während der Balz trippelt der Hahn ständig mit abgespreizten Flügel auf dem Boden um das Weibchen, auch lässt er immer wieder seinen ausdauernden melodischen Gesang hören. Das Nest wird allein vom Weibchen im dichten Gestrüpp aus Grashalmen und Moos errichtet. Ein Gelege besteht in der Regel aus zwei Eiern und wird allein vom Weibchen ca. 14 Tage lang bebrütet. Die Vögel tätigen bei guter Kondition bis zu drei Jahresbruten. Die Jungenaufzucht erweist sich als nicht ganz unproblematisch. Das erste Problem stellt die ausreichende Futterbeschaffung dar, was aber mit entsprechendem Aufwand in den Griff zu bekommen ist. Das zweite, viel entscheidendere Problem liegt darin, dass die Jungen bereits im Alter von 10-12 Tagen das Nest verlassen und auch nicht wieder dorthin zurück kehren. In den ersten Jahren hatte ich dadurch zahlreiche Verluste und mein Zuchtfreund Marco Weigelt musste einige Vögel mit der Hand aufziehen. Jetzt sperre ich die Jungvögel einfach in die etwas geschütztere Innenvoliere und konnte dadurch bessere Erfolge erzielen.

Futter
Bei mir erhalten die Vögel Nutribird der Firma Versele Laga. Weiterhin ganzjährig Mehlwürmer und in der Brutzeit zusätzlich Grillen, Heimchen und Wiesenplankton. Um den erhöhten Bedarf an Lebendfutter während der Jungenaufzucht abzudecken habe ich mir eine Lichtfalle besorgt, mit der ich zusätzlich, ohne großen Aufwand, Insekten bereitstellen kann. Ebenfalls wird gern Obst, vor allem verschiedene Beeren, genommen.

Besonderheiten
Das Verhalten der der Rotbauchniltava ist ähnlich dem unseres Rotkehlchens. Außerhalb der Brutzeit erweisen sich diese Vögel als ungemein aggressiv untereinander, was sich mit Beginn der Brutsaison schnell ändert. Es kommt aber auch dann immer wieder zu Verfolgungsjagden untereinander. Während der Brutsaison sind sie wiederum gegenüber Mitbewohnern als sehr unverträglich einzustufen. Ein in der gleichen Voliere befindliches Paar Maskengimpel wurde ohne vorherige Anzeichen regelrecht zerfleischt. Andere Züchter wiederum können dieses Verhalten überhaupt nicht bestätigen. Vielleicht spielt hier auch die Größe der Voliere eine Rolle.

Es wäre schön, wenn sich nach Erscheinen dieses Artikels Züchter und Halter bei mir melden würden, damit wir in einen intensiven Erfahrungsaustausch treten können und unsere Zuchten koordinieren, um diesem wunderschönen Vogel in unseren Volieren eine Zukunft zu geben.

Andreas Löschner, Andreas Glück

Literatur: Das große Lexikon der Vogelpflege von Robiller Verlag Eugen Ulmer, GW 8/2004 Beliebte Fliegenschnäpper S.242-244 von Rudolf Lenz

Rotbauchniltava Rotbauchniltava Rotbauchniltava
Männchen der Rotbauchniltava Weibchen der Rotbauchniltava
Nest mit Gelege aus dem Zuchtjahr 2006 gerade flügge Jungvögel aus dem Zuchtjahr 2006 Teilansicht der Zuchtanlage

 Der Artikel erschien auch im Vogelfreund 07/2007

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